Uganda
Seit der britischen Kolonialzeit ist Homosexualität in Uganda strafbar. Für „homosexuelles Verhalten“ sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Privaten kann eine lebenslange Gefängnisstrafe anfallen. Homosexualität gilt in Uganda als „unnatürlicher Akt“: Wer „gegen die Natur“ verstößt oder von Menschen weiß, die es tun, macht sich strafbar (Uganda Penal Code of 1950, Section 145). Wie in vielen afrikanischen Staaten ist Homosexualität in Uganda aber weit über den gesetzlichen Rahmen hinaus ein Tabuthema.1
In großen Teilen der Gesellschaft gilt der Grundsatz, dass Homosexualität sowohl anti-christlich als auch anti-afrikanisch sei. Dies war nicht immer der Fall: Vor der Kolonialisierung war Homosexualität in Uganda akzeptiert. Sogar Mwanga II, König von Buganda, dem größten der subnationalen Königreiche von Uganda, war ein bekennender Homosexueller.2 Erst mit der Kolonialisierung und dem Verbreiten der christlichen Religion wurde Homosexualität zu einer Straftat.
In den 2000er-Jahren hat die Verfolgung von Homosexuellen in Uganda zugenommen. 2009 wurde ein Gesetzesentwurf im Parlament vorgelegt, der Homosexualität schärfer bestrafen soll – bis hin zur Todesstrafe. Nach internationaler Kritik an dem Vorhaben, wirtschaftlichen Sanktionen durch die USA und dem Einstellen von Hilfszahlungen durch europäische Staaten, wurde der Entwurf abgeschwächt. Trotzdem sah er als Höchststrafe eine lebenslange Gefängnisstrafe vor. 2014 trat das Gesetz in Kraft, jedoch befand es der Verfassungsgerichtshof von Uganda als unzulässig, sodass zum heutigen Stand das Gesetz aus der Kolonialzeit gilt.
In seinem Länderhinweis für Uganda stellt das Deutsche Auswärtige Amt fest, dass offiziell keine Verfolgung Homosexueller durch den Staat stattfände.3 Diese Schlussfolgerung teilen jedoch weder die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch(HRW) noch die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA). So beschreibt HRW in seinem Uganda-Jahresbericht von 2017, wie schwule Aktivisten mehrere Events absagen mussten, nachdem Simon Lokodo, Minister für Ethik und Integrität in Uganda, den Organisatoren mit Gewalt und Festnahmen drohte. Lokodo gilt unter LGBT*-Aktivisten als „der führende Homophobe des Landes“.4
Die Verfolgung von Homosexuellen geschieht in großen Teilen aaber auch aus der Gesellschaft heraus. Aus den Berichten von HRW und ILGA schließt auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), dass LGBT*‑Personen in Uganda „massiver gesellschaftlicher Ausgrenzung“ ausgesetzt sind.
1 ILGA: State Sponsored Homophobia – Report, 12th Edition, May 2017
2 From Mwanga to Museveni: Sex, Politics and Religion in Uganda – By Magnus Taylor
3 Deutsches Auswärtiges Amt: Uganda – Reise- und Sicherheitshinweise
4 Human Rights Watch: World Report 2018, Uganda Events 2017
Text: Matthias Kirsch